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Endlich ganz da: Der MINI JCW GP

MINI John Cooper Works GPEs wurde aber auch langsam Zeit. Seit Mitte Mai rollt jetzt schon die Marketing Maschinerie auf Hochtouren und peu à peu wurde nicht nur ich der Aufforderung zum Facebook „liken“ der einzelnen MINI GP Sequels überdrüssig. Dabei boten die netten Teaser Filmchen für bigblogg Leser überhaupt keine wirklichen Neuheiten. Jetzt endlich ist aber die offizielle Pressemeldung raus. 82 Bilder und einen Hochglanz Pressetext. „Achtung, fertig, Weltpremiere“ heißt es da. Doch seit MINI United weltpremiert sich für mich da überhaupt nichts. Ach doch, halt, endlich sehen wir den Innenraum und endlich sind die Farbtupfer – im Vergleich zu meinem MINI GP Testwagen  – genau da, wo sie hingehören. Oder eben da, wo sie vollkommen überflüssig sind.

Ach, der werte Leser meint, ich bin dem MINI GP gegenüber zu negativ eingestellt? Nein, natürlich nicht. Der GP ist auf jeden Fall ein ganz besonderer MINI. Einer, der 218PS hat, ein Bilstein Gewindefahrwerk hat, einer der in 6,3 Sekunden auf 100km/h beschleunigt und dank ausgefeilter Aerodynamik 242km/h erreicht, um anschließend diese Geschwindigkeit mit einer Sechs-Kolben-Festsattelbremse und 330mm messenden Bremsscheiben in Wärme zu verwandeln.

Die Schokoladenseite des MINI GP: Das Heck mit Flügel und Diffusor

MINI John Cooper Works GP

Und da diese Werte für einen MINI durchaus respektabel sind, verknappt man in München das Modell auf 2.000 Einheiten, macht es schön teuer (36.800 Euro), und lässt den potenziellen Kunden nur noch zwischen wenigen Ausstattungsmöglichkeiten wählen. Die Farbe ist auf jeden Fall fix (Thunder Grey metallic) und auch die Felgen mit dem Maß 7,5×17 ET45. Nur der Reifen ist frei wählbar: Semislick in 215/40-17 oder Standardreifen im bekannten Maß 205/45-17. Und auch die etwas überschminkt wirkenden Farbakzente auf der Karosserie gehören zum Serienumfang.

Farbe hilft nicht immer: Ein MINI mit zu viel Rot im Frontbereich

MINI John Cooper Works GP

Und genau da beginnt der Punkt, an dem ich der Meinung bin, dass der GP der MINI der verpassten Möglichkeiten ist. Ein Kleinwagen, der als Rennstrecken- und Kurvenschreck ernst genommen werden möchte, darf keine roten Bremskühlschächte haben. Das ist schlicht und einfach albern! Aber günstig – denn eine eigenständige Frontschürze, wie sie der erste GP von 2006 hatte, ist in der Entwicklungsphase schon früh dem Controlling zum Opfer gefallen. Kostensparend ist aber auch das Fahrstabilitätsprogramm DSC, das im GP statt des gewöhnlichen DTC über einen speziellen GP Rennmodus verfügt. Dieser verzichtet bei forcierter Gangart auf den störenden ASC-Motoreingriff und es findet nur ein ASC-Bremseneingriff mit der EDLC-Unterfunktion „Elektronische-Differenzialsperre“ statt. So ausgerüstet umrundet der Zweisitzer die Nürburgring-Nordschleife in 8:23 Minuten. Zum Vergleich: Der Renault Mégane R.S. Trophy erreichte 2011 mit rund 40PS und 250kg mehr eine Zeit von 8:08 Minuten. Ohne Semislicks, aber dafür mit mechanischem Sperrdifferenzial. Was wäre wohl für eine Rundenzeit mit einer knackigen Drexler Sperre im MINI GP möglich gewesen? Vom gesteigerten Fahrspaß ganz zu schweigen!

Wohnlich, aber nicht wirklich sportlich: Der MINI GP Innenraum

MINI John Cooper Works GP

Doch die meisten Chancen hat dieser MINI im Innenraum verspielt. Leder und Alcantara sind zwar ein Indiz für Sportlichkeit, aber nur, wenn es auch konsequent umgesetzt wird – mit reinrassigen Schalensitzen, optionalem Clubsportbügel oder Vierpunktgurten. Nichts davon ist im MINI anzutreffen, der doch laut Pressetext für den Einsatz auf der Rennstrecke vorbereitet ist. Und nein, auch wenn ein Porsche 911 GT3 RS 4.0 rote Gurte ab Werk zur Schau stellt, das ist nicht cool, sondern löst nur eine Fremdschäm-Attacke aus.

Peinlicher Fehler im Pressebild oder Absicht? Eine zweifarbige Tür-Ellipse

MINI John Cooper Works GP

Aber die fehlende klare Linie im Innenraum zieht sich von Lenkrad bis Heck durch. Wo ist das Alcantara Lenkrad? Hat die hintere Domstrebe einen Sinn? (Sie hatte schon beim Vorgänger keinen) Wo sind die Gurtdurchführungen in den Sitzen, falls der GP mal wirklich an einem Trackday teilnehmen soll und der Pilot einen Mehrpunktgurt verwenden möchte? Und wo ist eigentlich die fortlaufende Nummerierung? Das ist sicherlich die größte Entäuschung für die eingeschworenen GP Fans. Ein Badge auf dem Armaturenbrett „1 of 2000“ ist da einfach zu wenig.

Einer von 2.000 – aber welcher?

MINI John Cooper Works GP

Aber keine Sorge, der MINI GP wird in den Tests der Fachpresse hervorragend abschneiden und die 2.000 Einheiten werden schnell ihr Käufer finden und vielleicht kann auch ich in sechs Jahren dem R56 GP etwas mehr abgewinnen als 2012. Denn vor sechs Jahren habe ich ähnlich über den R53 GP gewettert und behaupte heute das Gegenteil: Dieses limitiere Modell ist bis jetzt der einzige New MINI, bei dem es sich über kurz oder lang lohnt ihn als Sammlerfahrzeug einzustufen.

Mehr Bilder vom MINI John Cooper Works GP der Baureihe R56 – wie immer – in der bigblogg MINI JCW GP Galerie. Viel Spaß beim stöbern.

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