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Kopfhoerer

Ich kann gar nicht so viel essen…

…wie ich kotzen könnte, wenn ich mir die Arbeit manch eines Journalistenkollegen zu Gemüte führe. Aktuellster Fall: die allseits bekannte „Motorsport Aktuell“. Schnell, kompetent, umfassend wurde auf deren Internetseite motorsport-aktuell.com zum großen Hallali geblasen. Das Ziel der Hexenjagd: Biodiesel. Und Smudo.


„Schuldig!“, sagt die MoSpo. „Moooment!“, sagt bigblogg
Der Bleifuß-Fanta4er und bekennende Ökosprit-Heizer sollte nämlich laut der MoSpo schuld sein an dem Unfall, in dessen Folge der Barbarossa-Preis im Rahmen der VLN auf der Nürburgring Nordschleife abgesagt wurde.
Denn weil die MoSpo nach eigenem Bekunden ja „die schnellste Motorsportzeitung der Welt“ und „alle Hintergründe, alle Serien, alle Ergebnisse“ kennt, wusste sie zu berichten, dass Smudos RME-betriebener Ford Mustang in Wehrseifen (geht bekanntlich voll) von einer plötzlichen Inkontinenz befallen wurde und darauf seinen Treibstoff munter auf der ganzen Strecke verteilte – bis hinauf zur Anfahrt Bergwerk.

„Das war der Beweis“, populisierte Norbert Ockenga im RSS-Feed der MoSpo, „Biodiesel gehört nicht auf die Rennstrecke!“

Nun, hätte Herr Ockenga sich bequemt ein paar journalistische Grundregeln einzuhalten, sich also um eine zweite Quelle bemüht oder einfach selbst etwas recherchiert, dann wären ihm doch einige Unstimmigkeiten aufgefallen – allen voran:

Der Four Motors-Mustang war gar nicht für das Rennen gemeldet.

14 Sekunden. Solange hat es mich gekostet, auf vln.de die Starterliste nach „Smudo“ zu durchsuchen – und siehe da: Es war nur der New Beetle gemeldet. Und der stand bis zum Abbruch völlig intakt und gar nicht inkontinent am Boxengassen-Ende und harrte der Dinge, die da nicht kommen sollten. Darüber hinaus war schon kurz nach dem Unfall der Schuldige gefunden: Ein weißer BMW 120d hat seine Lebenssäfte dort liegen lassen, und diese waren außerdem fossiler Natur. Ist das im Umkehrschluß jetzt eigentlich der Beweis, das Mineral-Diesel nichts auf der Rennstrecke verloren hat?

Gänzlich in die Unglaubwürdigkeit ballerte sich Herr Ockenga schließlich mit seinem Fachwissen über alternative Kraftstoffe: Biodiesel stamme zwar aus biologischem Anbau – sei aber leider nicht biologisch abbaubar. Genau genommen, sei er gar nicht abbaubar. Fakt ist: Biodiesel ist nach 21 Tagen zu 98% biologisch abgebaut und hat die Wassergefährdungsklasse 1, ist also schwach wassergefährdend. Fossiler Diesel hat die WGK 2.

Schließlich wird dem Mustang noch ein alternativer Antrieb angedichtet. Und was soll das sein? Hat das Ding ein riesiges Laufrad unter der Haube, angetrieben von einer Horde Goldhamstern? Der Wagen hat ein stinknormales Dieselaggregat, just wie es auch im Redaktionsmobil seinen Dienst versieht! Nix alternativ!

Warum ich euch mit all diesen Fakten langweile? Einfach um zu zeigen, wie einfach es für Herrn Ockenga gewesen wäre in Zeiten des Web 2.0 seine Geschreibe zu verifizieren. Ich arbeite hauptberuflich als Journalist und begreife einfach nicht wie man etwas veröffentlichen kann ohne den Wahrheitsgehalt der Geschichte zu prüfen. Würde ich so eine Arbeit abliefern, mein Chefredakteur würde mir die Mandeln entfernen – ohne Narkose, mit stumpfem Skalpell und, vor allem, mit Recht.

Zur Ehrenrettung der MoSpo muss man sagen: Heute morgen war die Richtigstellung von Herrn Ockenga online – die Fehler werden also eingestanden, und das ist auch eine positive EIgenschaft, die in Journalistenkreisen nicht weit verbreitet ist. Journalisten sind ungern fehlbar und haben noch ungerner unrecht.

Mein Tipp: Wenn man schon über Hintergründe eines Rennens schreibt – dann sollte man auch dort gewesen sein. Nicht wahr, liebe MINI-Challenge Presseabteilung?

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