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Die 1 Millionen-Elektroauto-Täuschung…

tja, ich muss mal wieder loslegen. Leider konnten wir uns vergangene Woche ja nicht mehr als ein Elektroauto (MINI E) auf der IAA ansehen, da uns schlichtweg die Zeit fehlte, aber trotzdem finde ich, dass zur Zeit wieder einmal ein herrliches Strohfeuer abgebrannt wird.

Wenn uns Angela sagt, dass bis 2020 1 Million E-Autos fahren und damit alles gut wird, ist das nunmal schlicht weniger als die halbe Wahrheit.

Eine Million Elektrofahrzeuge. Krass 3000, derzeit fahren geschätzt weniger als 1000 KfZ mit elektrischem Antrieb auf deutschen Straßen. Einige davon sind Versuchsträger und Prototypen wie die A- und B-Klassen aus Stuttgart, einige kommen von MINI (wie der, den Flotsche und ich bereits fahren durften) und einige sind so sonderbare Spezialfahrzeuge aus dem Bereich der kommunalen Betriebshöfe oder Krankenfahrstühle.

Als derzeit größte Probleme werden uns – die gesamte Redaktion verfolgt seit langer Zeit die Elektro-Entwicklung sehr gespannt – immer wieder „Langlebigkeit“, „Zuver-lässigkeit“ und „Reichweite“ genannt.

– Langlebigkeit
heisst im Automobilhersteller-Seriensprech nicht weniger als die Laufleistung von 500.000 km, je nach Hersteller auch mal mehr. Dass das erste Modelle nicht schaffen, who cares? Dann tauscht man eben nach einem, zwei oder drei Jahren den verdammten Akkupack aus. Das ist für mich ein vorgeschobenes Argument. Denn hätte die Menschheit immer auf die vollendeten 100%-Produkte gewartet, würden wir heute noch über die Laufleistung der Postkutsche und die Langlebigkeit des Ackergauls debattieren.

– Zuverlässigkeit
bedeutet heutzutage nichts anderes als die andauernde Panik der Hersteller-verantwortlichen, in der ADAC-Pannenstatistik einen Platz zu verlieren. Was meint ihr, wieso die Firmen eigene Mobilitätsservices aufgebaut haben? Aus Menschen-freundlichkeit? Ha, dass ich nicht lache! Aber auch dieser Punkt ist mit einer „First Adopter“-Regelung einfach zu meistern. Dann gibts eben eine Vereinbarung über die Einführung neuer Technologien und deren Not-/Pannenhilfe als Projekt beim Pannendienst und zack ist das für den „Prozentpunkt-Korinthenkacker“ geklärt, der sein Auto nur nach dem Punktestand in der Pannenstatistik kauft.

– Reichweite
das ist der allerlächerlichste Punkt, deshalb habe ich den bis zum Schluss aufgespart. Ein Autohersteller bringt Fahrzeuge mit mindestens 500 Kilometer Reichweite auf den Markt. Das Lichtlein der Sprit-Reserve geht bei ca. 100-150 km Restreichweite an. Und was macht der geneigte deutsche Autofahrer dann? Er sucht sich die nächste Tanke und pumpt den Eimer voll. Faktisch werden also nur 350 km der Reichweite genutzt. Warum? Na, weil es könnte ja dann die nächsten 150 km keine Tankstelle mehr kommen!

Ist klar, ne? Lasst mal überlegen, wie viele Kilometer der deutsche Michel im Schnitt täglich runterschrubbt? So 50 bis 100 vielleicht? Ja, da bin ich dabei. Ich kenne das ja von mir, unter der Woche gehts von Daheim zum Lieblingskunden und zurück. Das sind knapp 40 km. Wozu sollte ich dann einen Wagen nutzen, der mit seinen Batterien geschlagene 400 Kilometer weit kommt? Genau, braucht’s nicht. Am Wochenende wenn größere Fahrten anstehen gibts immer noch ein Fahrzeug mit Diesel-Motor oder Benziner, der mich zum Ring, nach Oschersleben oder zum Beispiel nach Mühlacker, Stuttgart, Augsburg, München, etc. pp. bringt. Und da würde dann das alte Konzept des Carsharing Sinn ergeben, oder ich könnte mir einfach einen Wagen mieten. Nur, mal ganz ehrlich, wer braucht wirklich häufig einen Wagen, der weite Strecken leisten kann? Das sind wirklich wenige Ausnahmekandidaten. Und ich selbst kann mir durchaus vorstellen, eines der Autos (Skoda, Panda, MINI, Fiesta) im Haushalts-Fuhrpark durch ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug zu ersetzen…

In meiner näheren Umgebung fielen mir zum Beispiel einige potentielle Elektroautofahrer ein:
– ich selbst (der Esel zuerst), von Montags bis Freitags
– Keo, denn weite Strecken fahren wir i.d.R. zu zweit
– Agsl, unter der Woche
– Flotsche, wenn er nicht gerade zum Ring oder zum Agsl fährt
– der Bruder, wenn er nicht Fahrrad fährt
– Mama, die zwar viel in der Gegend herum fährt, aber zwischen den einzelnen kurzen Strecken den Elektro-Renner laden könnte
– Dad, der aber einen Elektro-SLK braucht, oder zumindest was mit ohne Dach
– Schnubbi, der den klassischen Arbeitsweg pro Tag hat und andere Fahrten in der Regel mit Firmenwagen fährt und wenn wir das weitertreiben würden, kämen wir auf bestimmt mehr als 1.000.000 Menschen in Deutschland die ihr (oder eines ihrer…) Auto(s) gegen einen Wagen mit elektrischem Antrieb tauschen würden. Und da sprechen wir über Leute, die keine 400km mit einem Batteriesatz fordern. Grundsätzlich ist es aber die Frage, ob die Versteifung der Politik auf die KfZ so richtig sinnvoll ist, vor allem wennman sich solche Bilder ansieht:

Nur, wir sollten davon ausgehen, dass solche Heilsbringer eher eine fragwürdige Grundlage haben…

Der „Wir werden alle sterben“-Hype scheint ja inzwischen wieder weitgehend abgeklungen zu sein. Mal sehen, wann wir die Untergangsmelodien wieder zu hören bekommen werden.

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