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MINI WRzäh

Die gute Nachricht vorweg: Der MINI John Cooper Works WRC bleibt der Rallye Weltmeisterschaft erhalten. Theoretisch sogar bis ins Jahr 2018. So lange gilt nämlich für das Wettbewerbsfahrzeug auf Basis des Countryman die Homologation. Möglich machte dies ein taktischer Schachzug der Münchner vor den mächtigen Herren der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) in Paris. Und genau an dieser Stelle macht der Spaß eine Kurve und es wird schwierig den Sachverhalt zu verstehen oder ihn sogar zu erklären. Ein Versuch:

Alles begann im Sommer 2010, als MINI verkündete, wieder in den Rallyesport zurückzukehren – mit Hilfe des englischen Motorsport- und Ingenieursdienstleisters Prodrive. Doch die anfänglich so gefeierte Partnerschaft begann bereits bei den ersten sechs Einsätzen der Rallye Saison 2011 hinter den Kulissen zu bröckeln. Da half auch der sofortige sportliche Erfolg der MINIs mit der Startnummer 37 und 52 nichts, denn der Deal lautete: MINI bezahlt das Grundrauschen und macht die Pressearbeit, BMW baut den Motor, Prodrive entwickelt das Auto und besorgt die Sponsoren. Diese Arbeitsteilung funktionierte wunderbar bis auf den Punkt mit den Sponsoren. Der umtriebige Prodrive Chef David Richards fand keinen passenden Werbepartner, die Autos blieben rot, die Kassen leer und der Trick mit dem Hundeblick vor den Hütern des MINI Budgettopfes funktionierte auch nicht. Einem Mann, der gerne in bunten Chucks und eigenem Hubschrauber bei den Rallye Events seinen Auftritt hat, nimmt man das Argument Finanzknappheit einfach nicht ab.

Prodrive (D. Richards) und MINI (I. Robertson): Eine zerrüttete Partnerschaft

Die Folge: Kein Geld, kein Werksteam. Doch dieser im ersten Augenblick logische Schritt der MINI Verantwortlichen hat einen ungeahnten Bumerang Effekt bei der FIA: Kein Werksteam, keine Homoligation. Das wollte und konnte das MINI Management weder sich, noch seinem in Ungnade gefallenen Partner Prodrive, noch den vielen weltweiten MINI WRC Kundenteams antun. Die Lösung: Man entzieht Prodrive den Werksstatus zaubert das „WRC Team MINI Portugal“ aus dem Hut, gibt diesem den Titel eines Hersteller Einsatzteams und läßt sich das Ganze kurzfristig von der obersten internationalen Sportbehörde absegnen. Homoligation gesichert, Partner gekündigt.

Rallye Monte-Carlo: Das letzte Mal als Werksteam in rot

MINI John Cooper Works WRC 2012

Natürlich liest sich das in der offiziellen MINI Pressemeldung anders. Man dankt Prodrive für die erfolgreiche Zusammenarbeit und verkündet, dass die englische Truppe weiterhin für die Entwicklung und den Aufbau des MINI John Cooper Works WRC verantwortlich ist. Aber was ist dann Prodrive jetzt? Ein werksunterstütztes Privatteam – so die offizielle Bezeichnung. Irgendwie klingt das wie ein „komm Schatz, lass uns im Guten auseinander gehen.“ Doch in Wahrheit gibt es eigentlich nur Verlierer.

Rallye Schweden: Das erste Mal als Werksteam in schwarz

MINI vorneweg verliert nach diesem verwinkelten Schachzug und dem MINI Challange Desaster immer mehr an Glaubwürdigkeit, wenn es um das Thema Motorsport geht. Die Rallye WM verliert einen auf Ballhöhe spielenden Hersteller, der bereits im ersten vollen Einsatzjahr den etablierten Marken Citroen und Ford einheizen konnte. Dani Sordo und sein Co-Pilot Carlos Del Barrio verlieren nicht nur ihren Status als Werksfahrer, sondern höchstwahrscheinlich auch die Möglichkeit, endlich einen WM Sieg einzufahren und die zahlreichen MINI Aficionados rund um die Welt verlieren den Überblick und damit aller Voraussicht nach auch die Lust, dem undurchsichtigen Treiben von MINI Motorsport zu folgen.

Rallye Schweden: Richard Göransson startet auf dem MINI mit der Nummer 52

Doch es gibt auch Gewinner in diesem Spiel: Das portugiesische Duo Armindo Araújo und sein Co-Pilot Miguel Ramalho, sowie die Brasilianer Paulo Nobre und Edu Paula. Sie dürfen sich freuen, als Werksfahrer bei allen zwölf verbleibenden Veranstaltungen der FIA World Rally Championship 2012 anzutreten. Am heutigen Donnerstag geht es für den zwei Fahrerpaarungen schon los. Auf Eis und Schnee in Schweden. Ob dann jedoch Ruhe in das MINI Rallye Engagement einkehrt, bleibt ungewiss, denn am Horizont droht schon wieder Ungemach.

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