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Falscher Zeitpunkt, falsches Mopped, alles richtig

Wenn das Telefon während einer Videokonferenz klingelt, kann das ganz schön den Tag auf den Kopf stellen.

Das Telefon klingelt. Mitten in einer Videokonferenz, in der wir gerade noch einmal die Verhaltensregeln definiert haben. Keine parallelen Konversationen hieß es da auch. Trotzdem muss ich den Anruf annehmen. Unbekannte Nummer, bestimmt die Anlieferung eines bestellten Möbelstücks. Ich entschuldigte mich, nahm das Gespräch an. Doch ich sollte mich täuschen, kein Sideboard und danach eskalierte alles ziemlich schnell.

Der Anrufer war zwar von einer Spedition, doch er wollte mir ein Motorrad anliefern. Genauer: eine BMW. Ich stutzte, überlegte und… ach ja, richtig, BMW sollte mir zum testen ein Motorrad anliefern. Aber doch nicht heute? Sondern Ende August! Da haben Clemens vom mojomag und Sebastian von passion:driving eine Enduro Tour geplant – und ich fahre auch mit.

Egal, wenn der Spediteur schon auf dem Weg zu mir ist, dann kann ich auch nicht stoppen. „Mein LKW ist 19 Meter lang, kann ich bei ihnen parken?“ – kann er. „Ich bin in 20 Minuten da.“ OK, ich gehe wieder in mein Meeting, entschuldige mich.

30 Minuten später. Es klingelt nicht an der Haustüre, sondern am Telefon. Ich entschuldige mich wieder. „Mein LKW ist kaputt, können Sie das Motorrad holen?“ Äh… wie bitte? Ich entschuldige mich noch einmal, gehe vor die Haustüre (ach, ja, das sind aus meiner Wohnung exakt 100 Stufen) und: kein Lkw, kein Motorrad. Ich schaue die Straße rauf, schaue die Straße runter. Nichts. Ich rufe den Fahrer an. Nichts. Treppen wieder rauf, entschuldigen, weitermachen.

Der Leser ahnt es: das Telefon klingelt. Entschuldigung Nr. 5. „Wo bleiben Sie?“ – „Wo sind sie?“ – „Vor einem Wohnblock.“ – (wie außergewöhnlich, so mitten in der Stadt) „Welche Straße?“ – „Muss bei Ihnen in der Nähe sein.“ – „Können Sie mir per Whatsapp den Standort schicken?“ – „Kann ich nicht.“ – „Dann brauche ich den Straßennamen.“ – „Zellerstraße.“ – „Hausnummer?“ – „Keine Ahnung.“ – „Schauen Sie sich doch bitte mal um, ob Sie nicht eine Hausnummer sehen.“ – „77“. Geht doch. Ich wechsel ganz ohne Entschuldigung in der Konferenz von Laptop auf Smartphone und schnappe meinen Sturzhelm. „Gehst Du mit Deinem Hund Gassi?“. ich habe gar keinen Hund und antworte, dass ich jetzt ein Motorrad hole. Irritiertes Schweigen.

Fünf Minuten später Ich sehe einen 7,5 Tonner mit Anhänger mitten auf einer Kreuzung im Wohngebiet stehen. Alles ist blockiert. „Sie holen das Motorrad?“ Klever kombiniert, Kollege. Der freundliche Fahrer öffnet die seitliche Klappe des Hängers. Mein Augen werden groß. Erwartet hatte ich eine BMW G310 GS, doch mich strahlt eine brandneue, wunderschön blau funkelnde F 900 R in Vollausstattung an. „Können Sie die rausfahren?“ Kann ich. Wobei ich doch ein wenig Respekt habe vor der glatten, steilen Hebebühne.

„Ach, ich habe da auch noch drei Pakete für Sie.“ Bitte was? Und ja, in dem riesigen Anhänger befanden sich exakt ein Motorrad und drei Kartons. Mit unterschiedlichen Sitzbänken. Transport auf dem Mopped? Ausgeschlossen. Mein Vorschlag. „Sie kommen hier ja sowieso gerade nicht weg. Ich bringe das Motorrad nach Hause und komme mit dem Auto zurück.“ Der Spediteur atmet erleichtert auf und zeigt mir dann das Malheur an seinem Lkw: Ein Druckluftschlauch an der Deichsel ist gerissen, weil der Kurvenwinkel zu Spitz und der Schlauch zu kurz war.

Meinem Meeting folge ich schon länger nicht mehr. Ab nach Hause. 100 Treppen rauf, Autoschlüssel schnappen, 100 Treppen runter. Zurück zum Spediteur. Der – welch Überraschung – seinen Lkw selber reparieren konnte. Die drei Kartons ab in den Kofferraum, Papierkram unterzeichnen, gute Fahrt wünschen und zurück nach Hause. 100 Treppen rauf? Nein, ich bleibe im Auto sitzen, bekomme noch die letzten 10 Minuten Meeting mit, entschuldige mich ein letztes Mal und darf kommende Woche in dem Regeltermin, die Zusammenfassung meiner Regelbrüche als unterhaltsames Intro präsentieren.

Und was mache ich jetzt mit der F 900 R? Und wo muss die eigentlich hin? Achtung, Cliffhanger. Demnächst mehr.

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